26/02/2024 von Dr. Verena Hackl
Leaky Gut - Wenn der Darm durchlässig wird!
Was versteht man unter einem Leaky Gut Syndrom?
Der Darm stellt in unserem Körper eine 350 m2 große Grenzfläche nach außen dar, die sowohl die Aufnahme von Nahrungsbestandteilen ermöglicht, aber eben auch gleichzeitig eine Barriere für krankmachende Eindringlinge oder schädliche Substanzen sein soll. Dies ist im gesunden Darm durch eine im Reißverschluss-Prinzip dicht abgeschlossene Darmschleimhaut möglich.
Diese reißverschlussartigen Strukturen nennt man "Tight junctions"
Die "Tight Junctions", also diese dichten Verbindungen zwischen den Zellen können oder sollen sich sogar bei Bedarf lockern:
Zum einen, wenn bestimmte Nahrungsbestandteile aufgenommen werden sollen, zum anderen, wenn das Immunsystem eine Abwehr gegen Eindringlinge vorzunehmen hat
Es ist also durchaus sinnvoll, dass es einen Mechanismus im Darm gibt, der es zulässt, dass die Darmschleimhaut für kurze Zeit durchlässiger wird. Es ist aber klar, dass er dadurch natürlich kurzfristig auch angreifbar für Bakterien, Viren und Pilze wird.
Welche Symptome macht ein Leaky Gut?
Kommt es zu einer ungerichteten und lange anhaltenden Öffnung dieser Verbindungen durch verschiedenste Auslöser lässt der Darm dann plötzlich nicht gewollte Substanzen und auch Bakterien, Viren und Pilze in unser Körperinneres. In weiterer Folge kommt es zur Aktivierung unseres Immunsystems und eine daraus resultierende Symptomatik zeigt sich:
· Verstopfung und /oder Durchfall
· Bauchschmerzen
· Blähungen
· Verschlechterung der Symptomatik nach dem Essen
· Immer mehr Nahrungsmittel werden im Verlauf nicht ertragen
· Lebererkrankungen: erhöhte Leberwerte, Fettleber
· alle Formen von chronischer Entzündungen im Körper
· Hashimoto Thyreoiditis
· Kopfschmerzen
· Gelenkschmerzen
Wie kann man ein Leaky Gut Syndrom diagnostizieren?
Es gibt die Möglichkeit durch eine einfache Stuhlanalyse hinweisende Laborparameter nachzuweisen. Dazu gehören vorallem das Alpha 1 Antitrypsin, das Immunglobulin sIgA und auch Zonulin. Bei Erhöhung dieser Parameter ist eine Durchlässigkeit sehr wahrscheinlich, da sie Hinweise auf eine vermehrte Aktivierung des Immunsystems liefern und Zonulin jener Botenstoff darstellt, der die Lockerung der Tight junctions herbei führt.
Welche Ursachen sind verantwortlich für ein Leaky Gut?
Die Ursachen, die zu einem Leaky Gut führen können, sind mannigfaltig und daher ist die Behandlung eines Leaky Gut nicht nur einseitig zu sehen:
Verdauungsstörungen durch das Fehlen von Bauchspeicheldrüsenenzymen oder Gallensäuren
Störung der Darmflora oder ein Fehlbesiedelung des Dünndarmes
Toxische Stoffe wie Alkohol, Nikotin, Medikamente, Quecksilber, Formaldehyd
Mikronährstoffmangel: Zinkmangel, Vitamin Mangel, Q10,
Stress
Leistungssport
Wie kann ein Leaky Gut behandelt werden?
In erster Linie sollte die Ursache der Darmstörung behandelt werden. Weil meist mehrere therapeutische Ansätze angewendet werden, spricht man von einer Darmasanierung.
In vielen von mir behandelten Fällen besteht die erste Maßnahme in einer Ernährungsanalyse (Was?, Wann? Wie oft isst der Patient?) und auch eine nachfolgende Ernährungsberatung. Eine nachfoglende Ernährungsumstellung ist in den meisten Fällen wichtig und zwingend. Nicht selten ist hier auch die Ursache zu finden, die die Störung hervorgerufen hat.
Darmflorastörungen sollten behandelt werden und auch eine Verbesserung der Darmschleimhaut im Sinne einer Verminderung der Entzündung und Erhöhung der Schleimproduktion sollte angestrebt werden.
Die Verbesserung der Darmsituation ist im Verlauf zu interpretieren und bei Verbesserung der Befindlichkeit des Patienten der therapeutische Weg fortzusetzen. Die Behandlung dauert oft mehrere Wochen und daher ist Geduld vom Patienten und auch vom Arzt gefordert.
Ist die Therapie aber erfolgreich, hat der Patient oft seinen allgemeinen Gesundheitszustand so sehr stabilisieren können, dass sich auch nicht damit in Verbindung gebrachte Erkrankungen eindeutig verbessern oder gar verschwinden.